Das Glück der Erde - oder: gemeinsam auf dem Weg zur inneren Mitte

Voller Glück: Jessica von Bredow-Werndl und DALERA BB nach dem ersten Deutsche Meister Titel im September 2020 in Balve

Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl hat ein Buch geschrieben. Es geht um Leben und Arbeiten auf Gut Aubenhausen – und um ihre Leidenschaft für Pferde 

Sie ist jüngst Deutsche Meisterin im Grand Prix Special und bereitet sich aktuell auf die Olympischen Spiele vor. Gemeinsam mit ihrem Bruder Benjamin Werndl leitet die Unternehmerin den eigenen Dressur- und Ausbildungsstall; das Gut Aubenhausen in der Nähe von Rosenheim.

Teamwork makes the dream work

Wer die charmante Blondine von namhaften Turnieren kennt, denkt wohl als erstes an ihr Lächeln, das ihr niemals abhanden zu kommen scheint. In ihrem Buch erfährt der Leser, dass dies nicht immer so war und dass es schwierige Zeiten zu meistern galt. Viel Raum wird den Hürden allerdings nicht eingeräumt. Viel mehr liegt das Augenmerk auf allem Positiven und dem täglichen Umgang mit ihren Pferden und dem Zusammenhalt des #teamaubi, wie sich die Familie und ihre Mitarbeiter im Internet präsentieren.

Immer Zuckerbrot – nie Peitsche

Jessica von Bredow-Werndl ist ein Star in der Dressurszene. Ein Vorbild für alle, die ihren Pferden auf Augenhöhe begegnen und ihnen mit Respekt und Anstand die schwierigsten Lektionen beibringen möchten. Immer Zuckerbrot, nie Peitsche. Das gefällt dem Publikum und wird von Preisrichtern belohnt. Bei der 34-jährigen Bayerin scheint alles perfekt. Sie lebt den Traum jedes Pferdemädchens: die Vierbeiner direkt bei sich Zuhause, glücklich verheiratet, Mutter eines Sohnes, hat die grenzenlose Unterstützung ihrer Eltern und ihr liebster Trainer ist der eigene Bruder – selbst Mitglied im Olympiakader. Pferdepotenzial entdeckt sie selbst oder ihre Mäzenin Beatrice Bürchler-Keller. Wie könnte es besser sein? 

Ein Leben auf dem Ponyhof?

Mitnichten. Um Pferde motiviert in den Leistungssport zu bringen gehört mehr, als sie freundlich um ihre Mitarbeit zu bitten. Jessica von Bredow-Werndl erzählt auf 200 Seiten zwar dass es ihr gelingt, das WIE bleibt aber etwas oberflächlich. Da hätten sich ambitionierte Reiter:innen vielleicht ein paar mehr Tipps erhofft. Zumal dieser softe Weg der Pferdeausbildung hoffentlich die Zukunft im Freizeit- und Leistungspferdesport sein wird. 

Wer jedoch eine Art Ratgeber für Ausgeglichenheit bei Reiter und Pferd sucht und hilfreiche Lebensweisheiten inspirierend findet, hält unterhaltsamen Lesestoff in Händen. 

Kitsch oder Klasse?

Eindeutig klasse. Denn was kann die Reiterin dafür, dass sie im Paradies Zuhause ist? Im Pro- und Epilog des Buches – die Stellen mit Gänsehautgarantie – taucht der Leser mit Jessica zusammen in ganz kurze Momente ihres Lebens ein. Einmal zur heimeligen Winterzeit und dann an einem wundervoll leuchtenden Sonnentag.

Unser Fazit:

Das Buch liest sich genau so schön, wie Jessica von Bredow-Werndl stets ausschaut. Es hat keine Ecken und Kanten, nur wenn wir genau hinschauen, finden wir ganz zarte Seitenhiebe auf Konkurrenz und Entscheider im internationalen Sport. 

Es wäre schön gewesen, hätte sich Jessica von Bredow-Werndl noch ein bisschen mehr Zeit gelassen. Dann hätten die Leser auf jeden Fall erfahren, wie sich ein erster Deutscher Meistertitel anfühlt und wer weiß, vielleicht auch, wie sie mit Mitte Dreißig Olympiasiegerin wird. Da bleibt zu hoffen, dass es eine Fortsetzung gibt. Aber bitte mit etwas gehaltvollerem Titel, denn der wird dieser ehrgeizigen Powerfrau einfach nicht gerecht. 

 


Das Glück der Erde: Was ich täglich von meinen wunderbaren Pferden lernen darf 

von Jessica von Bredow-Werndl und Dr. Ulrike Strerath-Bolz ist erschienen bei 

Knaur HC; 1. Auflage (1. Oktober 2020)

ISBN-10 : 3426214865

22,– €

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