Ein Italiener brilliert in DER Machorolle des Musical Showbiz - Filippo Strocchi ist Graf von Krolock

Filippo Strocchi in der Titelrolle (Foto: @stage)

Sexy, spannend und mystisch – mit dieser pikanten Mischung macht sich das Musical Tanz der Vampire von Michael Kunze und Jim Steinman seit 1997 einen Namen. Mythen um Unsterblichkeit sind so alt wie die Menschheit und ziehen auch im modernen Medienzeitalter Massen in ihren Bann. Wenn den Zuschauern des Stücks das ewige Leben durch einen Besetzungsglücksgriff dann auch noch so schmackhaft gemacht wird, wie in der aktuellen Produktion im Metronom Theater in Oberhausen – BINGO.

Filippo Strocchi tritt in der Rolle des Graf von Krolock in große Fußstapfen; Steve Barton, Jan Ammann, Thomas Borchert und Drew Sarich waren einige seiner Vorgänger. Strocchi wartet nicht mit einer Krolock typischen tiefen Baritonstimme auf um seine Objekte der Begierde gefügig zu machen, muss er auch nicht, denn der in Modena geborene Sänger hat eine andere Stärke: den wahrscheinlich angeborenen südländischen Charme, und dieser steht dem angestaubten Grafen wahrlich gut. 

Diana Schnierer wird in der Rolle der Sarah sicher auch in Oberhausen an ihre Erfolge in Wien, Köln und Berlin anknüpfen. Sie verkörpert überzeugend die unschuldige Schönheit, die die Begierde des Grafen – und ihre eigene – ins Unermessliche treibt.

Die dreistündige Aufführung perfekt macht das Zusammenspiel des Ensembles mit den  charakterstarken Rollen des Professor Abronsius (Luc Steegers), Krolocks Sohn Herbert (Charles Kreische), Koukol (Lukas Löw) und Sarahs Eltern Chagal (Nicolas Tenerani) und Rebecca (Marja Hennicke). Anja Backus, hier in der Rolle der Magda, ist bekannt durch ihre Teilnahme bei „The Voice of Germany“. Hier war sie 2015 Teil des Teams von Smudo und Michi Beck. 

Unter der musikalischen Leitung von Marin Gallery spielt das Orchester des Metronom Theaters die zahlreichen Gänsehautlieder vom Tanz der Vampire noch bis zum 22. März 2020.

Raphael Groß und Charles Kreische (Foto: ©stage)
Filippo Strocchi (Foto: ©stage)
Diana Schnierer als Sarah (Foto: ©stage)

DIE STORY

Zukunft ist Vergangenheit. Und Gegenwart ist Fluch.
Die Geschichte um Alfred, Sarah, Abronsius und den Hausherrn von Krolock.

Zusammen mit seinem schüchternen Assistenten Alfred macht sich der namhafte Vampirforscher Professor Abronsius aus Königsberg auf die Reise in das ferne Transsylvanien. Das Ziel des ungleichen Paares ist es, die Vampire, die hier der Sage nach in einem geheimnisvollen Schloss wohnen sollen, zu finden – und zu töten.

In einem heruntergekommenen Gasthaus, das dem wenig Vertrauen erweckenden Chagal und seiner Frau Rebecca gehört, finden sie Unterkunft in der eiskalten Nacht. Der etwas unbeholfene Alfred verliebt sich Hals über Kopf in Sarah, die wunderschöne Wirtstochter. In der Schenke stoßen Professor Abronsius und sein Assistent auf Unmengen von Knoblauch und bald auch schon auf eindeutige Biss- wunden – ein sicheres Zeichen für die Existenz von Vampiren. Und in der Tat gibt es einen Verantwortlichen für die zahlreichen mysteriösen Vorkommnisse im Dorf: den mächtigen Vampirgrafen von Krolock.

Auch er hat ein Auge auf Sarah geworfen, die sich von seinem Charme betören lässt und seiner Einladung ins Schloss folgt. Alfred und der Professor, alarmiert durch ihr plötzliches Verschwinden, machen sich auf die Suche nach dem Mäd- chen und dem Geheimnis der Vampire. Graf Krolock, eine wahrlich Ehrfurcht gebietende Erscheinung, und sein Diener Koukol empfangen das als Fledermaus- forscher und Touristen getarnte Paar aufs Herzlichste. Ebenfalls recht erfreut über den unerwarteten Besuch: Herbert, der Sohn des Grafen, der sofort an Alfred Gefallen findet. Die beiden werden zur Übernachtung im Schloss aufgenommen.

In den nun folgenden 24 Stunden überschlagen sich die Ereignisse, allerdings zu Gunsten der dunklen Kreaturen. Eine Serie von erfolglosen Annäherungs- und Vampirtötungsversuchen findet ihren Höhepunkt auf dem Mitternachtsball im Schloss. Der Herr des Schlosses ruft seine Untergebenen zusammen: Die Vampire steigen in einer beeindruckenden Szene aus ihren Gräbern, um sich zum großen Fest zu versammeln. Graf Krolock bittet Sarah zum Tanz, er hat das Ziel sein- er Begierde endlich im Arm – und Sarah ist wie benommen von seiner dämon- ischen Ausstrahlung. Doch es gelingt Alfred und dem Professor den Untoten ihre reizende Beute Sarah zu rauben. Sie scheinen dem Abenteuer mit heiler Haut zu entkommen. Aber es steht noch eine überraschende Wendung der Dinge bevor…

So wie die Vampire selbst stirbt auch die Legende nie.

EWIGKEIT – DIE GESCHICHTE DES VAMPIRS

Der Glaube an Wesen, deren Lieblingsmahlzeit durch die Adern der Menschen fließt, ist weitaus älter als Bram Stokers Roman ‚Dracula’. Schon die Griechen der Antike glaubten an derartige Wesen. Die sogenannten Lamien waren Dämonen in Gestalt schöner Frauen. Sie machten sich an junge Männer heran, um ihren Durst zu stillen. Vampirähnliche Wesen kennt der Aberglaube auch in Ländern Afrikas, auf den Philippinen, in China und Albanien. Zu uns kam der Vampir aber über den Balkan. Die Bezeichnung für diese untoten nächtlichen Besucher leitet sich von dem ukrainischen und polnischen Begriff „Upir“ ab. Dabei steht die Nachsilbe „pir“ für ein geflügeltes oder gefiedertes Wesen. Offensichtlich schrieb man dem Vampir schon früh die Fähigkeit zu, fliegen zu können. Wahrscheinlich wurde dar- um die in Südamerika beheimatete Vampirfledermaus nach dieser Sagengestalt benannt.

Im 19. Jahrhundert waren die Menschen besonders empfänglich für Berichte von übernatürlichen Vorgängen. Die Aufklärung und der Siegeszug der Wissenschaf- ten hatten die Welt entzaubert. Zurück blieb die Sehnsucht nach mystischen Phänomenen – Dingen, für die man nicht verantwortlich sein musste. Bücher über geheimnisvolle Ruinen und Geistererscheinungen verhalfen zu einer wohligen Gänsehaut. Der sogenannte Schauerroman wurde mit Begeisterung aufgenom- men. Klassiker des Genres wie Mary Shelleys ‚Frankenstein’ und E.T.A. Hofmanns ‚Elixiere des Teufels’ entstanden in dieser Zeit. 1897 reihte sich Bram Stokers Roman‚ Dracula’ hier ein.

Die Vorlage für seinen unsterblichen Vertreter des transsylvanischen Hochadels fand Stoker in Geschichtsbüchern. Im 15. Jahrhundert gab es einen Herrscher der Walachei mit dem klangvollen Namen Vlad III. Draculea. „Draculea“ leitet sich aus einem Ritterorden ab, dem Vlad III. angehörte: dem Drachenorden. Um sein Reich vor Feinden zu schützen, griff dieser Herrscher auf das gängige Mittel der Ab- schreckung zurück. Dafür ließ er seine Gefangenen auf Pfähle spießen und zeigte den Angreifern damit, was ihnen blühte. Stoker war fasziniert von dieser zwar brutalen, aber effektvollen Fußnote der Geschichte. Er lieh sich den Namen für seinen immer durstigen Vampir. Dann machte er noch einen Grafen aus ihm, setzte ihn in ein Schloss in den Karpaten und der Mythos war geboren.

Seit dem Erscheinen des Romans sind Dracula und seine Artverwandten fester Bestandteil der westlichen Kultur. Vampire lieferten den Stoff für Theaterstücke, Romane und schließlich auch Filme. Der Erfolg des Musicals TANZ DER VAMPIRE ist nur ein Beweis dafür, dass Vampire auch den Weg ins 21. Jahrhundert gefunden haben.