Großes Ensemble: DIE ZAUBERFLÖTE das Musical (Foto: Michael Boemlaender)

Ein kurzes Gastspiel im Metronom Theater

Genau zehn Tage gastiert DIE ZAUBERFLÖTE – das Musical in Oberhausen. Die Preview war bis auf den letzten Platz ausgebucht und die Vorfreude groß. Ist die Produktion doch jüngst mit Musicalpreisen ausgezeichnet worden (Kostüm- und Klangbild, Komposition, u. m.). Doch welche Versprechungen hält das Gesamtwerk? 

Nun, halten wir zugute, dass es sich um die Preview in Oberhausen handelte. Somit sind technische Probleme unbedingt zu verzeihen. Und auch der letzte Schliff an Bühnenauf- und -abgängen lässt sich bis zur offiziellen Premiere feilen. 

Eine fragwürdige Geschichte

Die Schwachstellen in der Geschichte dürften allerdings bleiben. Dabei hat Mozart mit seiner Oper doch so fantastisch vorgelegt. Seine Figuren Tamino und Pamina mit Papageno und Papagena und deren Gegenspieler Sarastro und Monostatos. Und die Königin der Nacht, die sich zwischen Liebe und Hass selbst zu verlieren droht. Was hätte man aus diesem Stoff nicht alles machen können?

Die Musical-Produktion von Frank Nimsgern unter der Regie von Benjamin Sahler ist zwar eine interessante Adaption, lässt aber Fragezeichen in den Köpfen der Zuschauer zurück. Wie kann es sein, dass eine Prinzessin in ein Verlies gesperrt wird und niemand Zutritt findet, der Vogelfänger in Begleitung seines Freundes aber mühelos einmarschiert? Und die sehnsuchtsvoll vermisste Mutter der Prinzessin, eben jene Königin der Nacht, ebenfalls plötzlich mitten im Verlies der Tochter steht und sie nicht rettet? Weil es der Prinz machen muss? Ernsthaft? Heutzutage? 

Das Frauenbild überrascht

Überhaupt wirkt das Frauenbild aus der Zeit gefallen. Pamina ist naiv und leichtgläubig. Die drei Damen bewegen sich an der Grenze zu albern und die Königin der Nacht zeigt narzisstische Züge. 

Warum der Vogelfänger in Begleitung eines Kakadus agiert, bleibt bis zum Schluss unklar. Fakt ist: Die beiden bunten Vögel sind die Lieblinge der jungen Zuschauer.

Ensemble und Darsteller füllen die Bühne

Das große Ensemble wirkt in fast allen Szenen überchoreographiert und teilweise auch störend. Vor allem, wenn die Hauptdarsteller ihre Soli singen, lenken die lebhaften und nicht synchronen Bewegungen den Betrachter ab. 

Den hörbar größten Sezenapplaus gibt es für das einzig längere Mozart-Stück: Der Hölle Rache. In Oberhausen überzeugen Misha Kovar (Pamina) und Katja Berg (Königin der Nacht) in diesem Duett. 

Jannik Harneit gibt einen schüchternen Tamino, der im Laufe des Stücks an Charme gewinnt. Chris Murry spielt den düsteren Sarastro mit Enthusiasmus und sein Bass ist legendär. Schade, dass er zu oft gegen die laute Musik ansingen muss. Martin Mulders (Papageno) und Daniel Hauser (Kakadu) spielen zwar wunderbar miteinander, allerdings sind die Dialoge streckenweise schwach. Stefanie Gröning als Papgena vereint in der Rolle Gesang und Akrobatik, steckt allerdings als „Dirty Bird“ in einem fragwürdigen Kostüm.

Das Bühnenbild ist für diese Art der Produktion passend und funktional. Die Kostüme sind schillernd, die Maske überzeugt.

Wenn DIE ZAUBERFLÖTE – das Musical ein Versuch sein soll, große Opernkunst im neuen Gewand zu präsentieren, ist es nicht gelungen. Sieht man es allerdings als eigenes Kunstwerk, hat es durchaus Potenzial gerne gesehen zu werden. Generell bliebe zu überlegen, Amadeus nur für FALCO rocken zu lassen …

(Anm. d. R.: Dieser Text spiegelt nur die Meinung unserer Redakteurin wider und nicht als Rezension eines Bühnenexperten zu sehen)

Bis zum 12. Januar im Metronom Theater Oberhausen