MOZART! an der frischen Luft. Wie opulent eine OPEN AIR Vorstellung sein kann, beweisen die Freilichtspiele Tecklenburg auch in dieser Saison. Die Premiere von MOZART! am 16. Juni war ein voller Erfolg.
Das Musical aus den Federn von Michael Kunze (Buch und Liedtexte) und Sylvester Levay (Musik und Orchestrierung) wurde im Herbst 1999 in Wien uraufgeführt und wurde bisher nur in wenigen Theatern in Deutschland aufgeführt. Tecklenburg begeistert sich schon zum zweiten Mal an „den kleinen Bruder“ von ELISABETH.
Ulrich Wiggers führt Regie in Tecklenburg
Groß, größer, Wiggers – In Tecklenburg wird das Stück um den weltbekannten Musikus von Ulrich Wiggers inszeniert. Der Regisseur ist bekannt für raumgreifende Objekte und seinen modernen Touch. Beides hat er auch in Tecklenburg eingesetzt. Mit einem überdimensionalen Notenblatt und einer großen Showtreppe in Form einer Klaviatur – die im Laufe der Vorstellung noch oft überrascht (mehr wird hier noch nicht verraten) – werden die Zuschauer in die Welt des Titelhelden gesogen. Kleiner Insider: Das Notenblatt zeigt die Handschrift des Maestros; das „DIES IRAE“ aus Mozarts Requiem. Doch das macht die Inszenierung bei Weitem nicht so düster, wie es anmuten könnte. Zwar steht die eher schwierige, aber dennoch liebevolle Beziehung von Mozart zu seinem Vater Leopold im Vordergrund, aber die Dramaturgie setzt auf ein kurzweiliges Wechselspiel von Tragik und Humor der Erfolgsgeschichte um Österreichs Wunderkind.
Bühnenbild und Kostüme
Zusammen mit dem Bühnenbild (Jens Janke) sorgen Kostüme (Karin Alberti) von prächtig über mystisch bis hin zu volkstümlichen Kleidern für eine stimmungsvolle Reise ins Salzburg und Wien des 19. Jahrhunderts. Die imposante Kulisse der Freilichtbühne Tecklenburg tut ihr Übriges. Das alte Gemäuer der Burgruine als Schauplatz der Meilensteine in Mozarts Leben. Hier spielt er dem Kaiser vor, lernt die Baronin von Waldstätten kennen, trifft zum ersten Mal auf Constanze samt fragwürdiger Familie, steht am Grab seiner Mutter, begegnet häufig seinen Widersachern, durchlebt Euphorie und tiefste Trauer und stirbt einen einsamen Tod. Begleitet wird er bis zum letzten Atemzug von seinem kindlichen Selbst. Mozarts oft nachgesagte Naivität blitzt höchstens hier und da durch, ansonsten überwiegen Trotz und Selbstbewusstsein die Aktionen des Genies.
Jan-Philipp Rekeszus und Thomas Borchert in den Hauptrollen
Jan-Philipp Rekeszus nimmt man den stürmischen Wolfgang, den talentierten Amadé und vor allem den zerrissenen, liebenden Mozart jederzeit ab. Besonders anrührend ist das Zusammenspiel mit Thomas Borchert (Leopold Mozart). Beide Männer gewähren einen authentischen Blick in die Tiefe und Zerbrechlichkeit ihrer Vater-Sohn-Beziehung. Thomas Borchert rührt mit seinem warmem Bariton vor allem mit dem Lied „Schließ dein Herz in Eisen ein“ zu Tränen.
Constanze und Nannerl – starke Frauen an Mozarts Seite
Valerie Luksch und Katja Bischoff spielen die Rollen der starken Frauen im Stück mit Hingabe. Dass Nannerl gefühlt immer etwas im Hintergrund bleibt, ist dem Stück geschuldet. Doch Valerie Luksch nutzt die gesanglichen Momente um ihre Präsenz zu zeigen. Katja Bischoff spielt Mozarts Frau mit der Zuversicht einer liebenden Gefährtin. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie die drohende Katastrophe erkennt. Mit „Irgendwo wird immer getanzt“ erleben die Zuschauer ein grandioses Zusammenspiel von Solistin und Ensemble.
Standing Ovations mitten im Stück
Für einen fulminanten gesanglichen Höhepunkt sorgt Wietske van Tongeren (Baronin von Waldstätten) mit dem wohl bekanntesten aller Songs des Musicals MOZART!: „Gold von den Sternen“. Was nach lang anhaltendem Szenenapplaus folgt sind standing ovations – mitten in der Aufführung. Ein Gänsehautmoment.
Mystik und Macht: Alexander di Capri und Christian Schöne
Hieronymus Colloredo und Graf Arco sorgen für das nötige Quäntchen Mystik im Stück. Alexander di Capri als Fürsterzbischof mutet eine Graf von Krolock ähnliche Haltung an. Macht und Selbstverliebtheit lassen sowohl optisch als auch gesanglich grüßen. Graf Arco unterstreicht durch seine distanzierte, überhebliche Art die Szenerie.
Familie Weber: Hinterlist und Neid an der Tagesordnung
Constanze Webers Familie lädt zum Schmunzeln ein. Mutter Cäcilia Weber (Brigitte Oelde) versucht mit List die Haushaltskasse aufzubessern und delegiert mit Bauernschläue ihre Töchter und Männer.
Überraschend neu: die Choreografie
Hingucker des Abends ist das Ensemble. Allein wegen der Anzahl der Mitglieder wäre es schon beeindruckend, aber was neben Kostüm und Maske imponiert ist die Choreografie (Francesc Abós). Die Tanzszenen – in diesem Stück alles andere als nur Beiwerk – treiben die Handlung voran, erzählen eine Geschichte und überraschen mit Bewegungen, die man am liebsten gleich noch einmal sehen möchte. Wunderbar!
Klaus Wilhelm motiviert zu musikalischen Höhepunkten
Das Orchester und der Chor der Freilichtspiele Tecklenburg 2023 werden vom musikalischen Leiter Klaus Wilhelm dirigiert und ernten für ihre starke Interpretation der Musik lauten Beifall von Darstellern und Publikum.
MOZART! Noch über 20 Mal in Tecklenburg
Noch bis zum 27. August gibt es mehrere Vorstellungen in Tecklenburg. Mein Tipp: Sitzkissen mitnehmen!
Mozart! Noch bis zum 27. August in Tecklenburg.
Hier entlang zu weiteren Infos und zur Tickethotline!