Ralitsa Ralinova, Simon Stricker und Zhive Kremshovski (Foto: ©Björn Hickmann)

Die bohèmige Geschichte um Alexandre Dumas’ DIE KAMELIENDAME diente Giuseppe Verdi als Vorlage für eine seiner bekanntesten Opern: LA TRAVIATA. Das Wuppertaler Opernhaus bringt dieses Aushängeschild der Kunst auf die Bühne.

Ein Stück der Superlative

Doch was erwartet den Operngänger in den gut zweieinhalb Stunden? Kurz: Ein Meisterstück mit Superlativen. LA TRAVIATA ist die meist gespielte Oper. Ralitsa Ralinova bekommt den tosendsten Applaus und die gesamte Aufführung ist für viele Zuschauer die beste, die sie je gesehen haben.

Regisseur Nigel Lowery ist für Inszenierung, Bühne und Kostüme verantwortlich. Der Londoner bleibt seiner Vorliebe für Schwere und Düsternis zwar treu, entfaltet sie aber eher in der Aktion der Protagonisten als in Kulisse und Gewand. 

Musikalischer Leiter Johannes Witt und Interims-Chordirektor Ulrich Zippelius servieren mit der Interaktion der Darsteller, des Opernchors und dem Sinfonieorchester Wuppertal ein „Menu komplett“ virtuosen Zusammenspiels.

Ralitsa Ralinova lebt Verdis Violetta Valery

Alle Rollen sind wunderbar besetzt und sorgen für einen stimmungsvollen Flow durch den Abend. Vollste Bewunderung gilt Ralitsa Ralinova als Violetta Valery. Die gebürtige Bulgarin erfüllt alle Anforderungen, die an eine der anspruchsvollsten Rollen im Sopran-Fach gestellt werden. Damit auch Operndebütanten einen Einblick in das geforderte Können bekommen, ist es hier für die Rolle der Violetta aufgeführt:

  1. Großer Tonumfang: Es braucht einen sehr breiten Tonumfang von etwa drei Oktaven, einschließlich hoher und tiefer Noten. Ralitsa Ralinova ist in der Lage, hohe Töne wie ein hohes B oder C zu erreichen und gleichzeitig tiefere Noten wie ein tiefes G oder F zu singen.
  2. Dynamik und Kontrolle: Eine breite Dynamik und Kontrolle über die Stimme sind gefragt. Die Sängerin ist in der Lage, sowohl leise, zarte Töne als auch laute, kraftvolle Töne zu produzieren und diese in der Interpretation der Musik einzusetzen.
  3. Expressivität und Ausdruckskraft: Die Rolle erfordert eine große emotionale Bandbreite und Ausdruckskraft. Die Sopranistin kann scheinbar mühelos verschiedene Emotionen wie Liebe, Leidenschaft, Verzweiflung und Trauer ausdrücken und diese Gefühle durch ihre Stimme auf eine glaubwürdige und ergreifende Weise zu vermitteln.
  4. Virtuosität: Hohe technische Fähigkeit und Virtuosität macht es möglich, die schnellen und virtuosen Gesangsfiguren und Koloraturen zu bewältigen, die in der Partitur vorkommen.
  5. Belastbarkeit: Last but not least ist eine hohe körperliche Belastbarkeit gefragt, Ralitsa Ralinova ist fast während der gesamten Spieldauer auf der Bühne präsent und muss intensive Gesangs- und Schauspielleistungen erbringen.

Insgesamt erfordert die Rolle der Violetta Valéry eine außergewöhnliche Stimme, die in der Lage ist, eine breite Palette von Emotionen und Techniken zu beherrschen und gleichzeitig eine große künstlerische Sensibilität und Ausdrucksfähigkeit zu zeigen. All das gelingt der charmanten Sopranistin mit Bravour.

Apropos Operndebütanten: Die Wuppertaler Bühnen bieten mit dem Service NEU IN DER OPER eine kostenlose Gelegenheit, sich über die Gepflogenheiten in der Oper, ebenso wie über das jeweilige Stück zu informieren.

Auf der Webseite wird das besondere Angebot so beschrieben:

Einmal im Leben die Oper besuchen. Definitiv eines der Dinge, die man mal gemacht haben sollte!

Falls Sie sich nun fragen: »Aber was erwartet mich denn eigentlich bei so einem Opernbesuch?«, dann sind Sie bei unserem neuen Format ›Neu in der Oper?‹ genau richtig! ›Neu in der Oper?‹ ist wie ein guter Freund, der sich mit Ihnen gemeinsam ins Abenteuer »Erster Opernbesuch« stürzt. 

Am Abend der Vorstellung werden Sie persönlich von unserer Dramaturgin Marie-Philine Pippert im Foyer begrüßt und können all Ihre Fragen rund um Ihren Vorstellungsbesuch stellen: »Wie entsteht eigentlich so eine Operninszenierung? Darf ich während der Vorstellung überhaupt klatschen? Und worum geht es?« Das und noch mehr werden Sie im Rahmen von ›Neu in der Oper?‹ erfahren! Im Anschluss können Sie sich dann im Saal zurücklehnen und Nigel Lowerys Inszenierung von ›La traviata‹ bestaunen.

Und falls es Ihnen gut gefallen hat, dürfen Sie natürlich wiederkommen! Denn die Oper kann man im Leben gar nicht oft genug besuchen! ›Neu in der Oper?‹ wird in der Spielzeit 2022/23 noch an den folgenden Terminen angeboten:

LA TRAVIATA
von Giuseppe Verdi – Opernhaus Wuppertal
So. 2. April 2023, 19:30 Uhr
So. 11. Juni 2023, 19:30 Uhr

Das Zusatzangebot ›Neu in der Oper?‹ ist kostenlos, es fällt einzig der Ticketpreis für die Vorstellung an. Gerne berät Sie die KulturKarte bei der Buchung von ›Neu in der Oper?‹:
Kirchplatz 1, 42103 Wuppertal
Ticket- und Abo-Hotline: +49 202 563 7666
Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr

 

Fazit: Wer LA TRAVIATA noch nie gesehen hat, sollte sich die Chance auf die Wuppertaler Inszenierung nicht entgehen lassen. Für diejenigen Operngänger, die schon mehrfach in den Genuss des Verdi-Klassikers gekommen sind, sorgt die Aufführung an der Wupper die ein oder andere Überraschung. Und wer weiß, vielleicht werden neue Superlative entdeckt.

Worum geht es bei LA TRAVIATA

Hier sind einige wichtige Fakten und Merkmale der Oper La Traviata:

  • Handlung: La Traviata spielt im Paris des 19. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte der Kurtisane Violetta Valéry und ihrer Liebe zu Alfredo Germont. Violetta gibt ihr Leben als Kurtisane auf, um mit Alfredo ein neues Leben zu beginnen, aber die Gesellschaft und die Familie Germonts lehnen diese Beziehung ab und drängen Alfredo, sie zu verlassen. Violetta kehrt zu ihrem alten Leben zurück, um Alfredos Ruf zu schützen, aber ihre Liebe zu ihm lässt sie nicht los. Am Ende stirbt Violetta an Tuberkulose, während Alfredo zu ihr zurückkehrt und ihre Liebe erkennt.
  • Musik: Verdi hat für La Traviata einige der bekanntesten Arien und Duetten der Operngeschichte geschrieben, darunter „Sempre libera“ (immer frei), „Un di felice“ (eines Tages glücklich), „Parigi, o cara“ (Paris, geliebte Stadt), und das berühmte „Libiamo ne‘ lieti calici“ (Lasst uns im Kelch der Freude trinken).
  • Bedeutung: La Traviata wird oft als Verdis persönlichste Oper angesehen und hat eine wichtige Rolle in der Operngeschichte gespielt. Die Oper war bei ihrer Uraufführung umstritten, da sie das Thema der Prostitution und der außerehelichen Liebe behandelte, aber sie hat im Laufe der Jahre viele Menschen berührt und ist zu einem der bekanntesten Werke der Opernwelt geworden.
  • Produktionen: La Traviata wird heute weltweit häufig aufgeführt und ist eine der am meisten aufgeführten Opern überhaupt. Es gibt viele verschiedene Inszenierungen und Interpretationen der Oper, von traditionellen Aufführungen bis hin zu modernen und experimentellen Produktionen.
  • Besetzung: Die Oper erfordert eine starke Besetzung von Gesangssolisten, darunter ein Sopran für die Rolle von Violetta, ein Tenor für Alfredo und ein Bariton für Giorgio Germont, Alfredos Vater. Die Oper erfordert auch einen Chor und ein Orchester.

Im Mittelpunkt: Ralitsa Ralinova

(Foto: ©Björn Hickmann)

Zusatzinformationen für Wissbegierige

Eine Oper ist ein Musikdrama, das typischerweise aus den folgenden Merkmalen besteht:

  1. Gesang: Die Oper enthält Gesang als Hauptelement, der von professionellen Sängern auf der Bühne vorgetragen wird. Die Gesangsstile können unterschiedlich sein, wie zum Beispiel Soli, Duette, Ensembles, Chöre usw.

  2. Musikalische Begleitung: Die Oper wird von einem Orchester begleitet, das die Musik und die Gesangsleistungen der Sänger unterstützt und verstärkt.

  3. Libretto: Das Libretto ist der Text der Oper und enthält die Handlung, die Dialoge und die Liedtexte. Es ist oft in Versform geschrieben und kann von einem oder mehreren Autoren verfasst werden.

  4. Handlung und Dramaturgie: Die Oper erzählt eine Geschichte oder eine Handlung, die oft auf einem literarischen Werk oder historischen Ereignissen basiert. Die Dramaturgie der Oper ist in Akte und Szenen unterteilt, um den Ablauf der Geschichte zu strukturieren.

  5. Bühnenbild und Kostüme: Die Oper wird auf einer Bühne aufgeführt, die typischerweise aufwendig gestaltet und dekoriert ist, um die Atmosphäre und Stimmung der Handlung widerzuspiegeln. Die Kostüme der Darsteller sind oft aufwendig und historisch korrekt.

  6. Gesangliche Techniken: Die Oper verwendet eine Vielzahl von gesanglichen Techniken, um die Charaktere und ihre Emotionen auszudrücken. Dazu gehören Belcanto-Techniken wie Vibrato, Koloratur, Triller und Legato, aber auch modernere Techniken wie Sprechgesang.

  7. Regie: Die Oper wird von einem Regisseur inszeniert, der für die Umsetzung der Handlung und die Interpretation der Charaktere verantwortlich ist. Die Regie kann innovativ und experimentell sein oder traditionell und konservativ.

  8. Aufführungsort: Die Oper wird oft in speziellen Opernhäusern aufgeführt, die für ihre Akustik und ihr Ambiente bekannt sind. Es gibt jedoch auch Opernaufführungen in Konzerthallen, Theater und anderen Veranstaltungsorten.

Diese Merkmale sind typisch für eine Oper, können jedoch je nach Oper und Komponist variieren.

 

Wer war Giuseppe Verdi?

Giuseppe Verdi (1813-1901) war ein italienischer Komponist und gilt als einer der größten Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts. Er wurde in Le Roncole, einem kleinen Dorf in der Region Emilia-Romagna im Norden Italiens, geboren.

Verdi schuf einige der bekanntesten Opern der Musikgeschichte, darunter „La Traviata“, „Rigoletto“, „Il Trovatore“ und „Aida“. Er war dafür bekannt, wunderschöne Melodien zu komponieren und intensive Emotionen durch Musik auszudrücken. Seine Opern zeichneten sich auch durch starke Charaktere und dramatische Handlungsstränge aus.

Verdis persönliches Leben war von Tragödien geprägt. Er verlor beide Kinder und seine erste Frau durch Krankheit und litt sein ganzes Leben lang unter Depressionen und anderen gesundheitlichen Problemen. Trotz dieser Herausforderungen setzte er seine musikalische Arbeit fort und trug bis zu seinem Tod im Jahr 1901 in Mailand zur Welt der Oper bei.