Poetische Streifzüge auf Instagram & Co.

Unser erster MIKS Webtipp im neuen Jahr ist gleich ein ganz besonderer; wir stellen heute keine Webseite vor, sondern zeigen auf, was ein kleiner aber feiner Instagram-Account bewirken kann. Hand auf’s Herz! Wer hätte gedacht, dass sich für lyrische Gedichte und poetische Gedanken eine Community auf einer so schnelllebigen Plattform wie Instagram finden wird? Hat sie aber. Und das nicht, weil viele Verlage die Social Media Vorteile für sich und ihre Netzwerke entdecken, sondern weil eine charmante Träumerin (oder ist sie eine geniale Schreiberin?) herrlich inspirierende Ideen umsetzt.
Die Rede ist vom Instagram Account @phoebe.nowisthetime. Phoebe ist das Pseudonym für eine sozial engagierte dreifache Mutter, die vor drei Jahrzehnten ihre Liebe zum Schreiben und insbesondere zu Schreibwerkstätten entdeckte. Und genau damit motiviert und inspiriert sie ihre Follower wöchentlich mit immer neuen Schreibaufgaben. Die Resonanz ist enorm und die Community, die daraus entstanden ist, etwas ganz Besonderes. Phoebe bringt Dichtkünstler aller Generationen zusammen und vertraut der mit jedem Gedicht entstehenden Interaktion. Vor allem der respektvolle Umgang untereinander, das Lob und die Anerkennung für die Werke anderer sticht hervor. 
Mit einem speziellen Coup hat sich Phoebe in die TOP 3 unserer Web-Tipp-Anwärter katapultiert: Im Dezember hat die Wahl-Münchnerin täglich einen lyrischen Adventskalender veröffentlicht. Na und? Haben viele gemacht? Stimmt, aber Phoebe hat nicht ihre eigenen Gedichte gepostet, sondern sie hat jeden Tag einen anderen Instagrampoeten in den Fokus gestellt. Und es war nicht damit getan, das jeweilige Gedicht mit ihren Followern zu teilen. Phoebe hat von jedem Künstler die auf Instagram veröffentlichten Gedichte durchforstet, ihr liebstes ausgewählt und dann mit ihren eigenen Worten erweitert. So dass am Ende jeden Adventstages ein ganz neues Kunstwerk entstand und die Community bereichert hat.

Was uns daran ganz besonders gefällt?
Dass es weit mehr in den Sozialen Netzwerken zu entdecken gibt als die vielzitierten „Hater“ Kommentare, würdelose Shitstorms und Mobbingopfer.
Und natürlich, dass ein so gefühlvolles Thema wie die Poesie den Weg über das Internet in die Herzen der Leser findet. Danke, Phoebe, du und viele andere geben der Lyrik „STREET CRED“! 

Phoebe, now is YOUR time…

Als „Phoebe“ auf meinem Account auf Instagram bekannt, veröffentliche ich seit April 2018 meine Lyrik. Der Name „Phoebe“ ist nicht willkürlich gewählt, sondern begleitet mich schon seit meiner frühen Jugend. Er sprang mich in einem Jugendroman an und flüsterte mir zu, dass er mein Name sei. Obwohl Phoebe „Fibi“ ausgesprochen wird, erinnert mich das Schriftbild an Poesie. Das passt zu mir, heute wie damals, als ich mit 13 Jahren meine ersten Gedichte schrieb. Im Griechischen bedeutet das Wort „die Leuchtende“. Das finde ich auch ganz wundervoll. Poesie, die etwas tief Verborgenes hervorholt und unser Innerstes zum Leuchten bringt, zum gemeinsamen Berührungspunkt wird – das ist mein Ziel.
Mein Account ist ein Neuanfang nach einer langen Schreibblockade von über 10 Jahren. Im Dezember 2017 traf ich einen alten Jugendfreund wieder, mit dem ich damals viel zusammen schrieb. Er motivierte mich im Gespräch wieder Lyrik zu verfassen – einen Tag nach unserem Treffen hielt ich das erste neue Gedicht in den Händen. Bald schrieb ich wieder täglich. Eigentlich wollte ich mit einem blog beginnen, fand aber keinen Anfang.  So kam ich versuchsweise auf Instagram. Es dauerte nicht lange, da wuchs mein Mut. Im und nach dem Studium für Soziale Arbeit hatte ich Schreibwerkstätten für Jugendliche und Senioren gehalten. Daran knüpfte ich an und begann mit „Phoebes Lyrikbox“. Das Experiment Schreibaufgaben wöchentlich zu posten und im gemeinsamen Austausch mit den Schreibenden über das soziale Medium Instagram zu bleiben wurde vom ersten Tag an positiv aufgenommen und hat mit der Zeit eine lyrische Community geformt. Der Hashtag #phoebeslyrikbox macht die Ergebnisse der Schreibaufgaben und den Austausch sichtbar.  Alles wächst still und langsam. In der Adventszeit habe ich einen lyrischen Adventskalender veröffentlicht; jeden Tag konnte ein Künstler/ eine Künstlerin ein Gedicht von sich präsentieren. Dazu habe ich einen Begleittext geschrieben und Wortcollagen aus dessen Lyrik erstellt. Ich war und bin begeistert von der Idee, Künstler und Lesende in einer Gemeinschaft zusammen zu bringen. Das wichtigste an diesem Adventskalenderprojekt war, dass wir uns alle Wertschätzung, Aufmerksamkeit, Wärme schenken, einander zuhören. Das wir miteinander über die Sprache der Lyrik– die uns als Schreibende und Lesende von Gedichten so tief verbindet – in einen echten Dialog kommen. Das ist mir gelungen und motiviert mich sehr, weiter in diese Richtung zu gehen.
Auf Instagram habe ich noch einen zweiten, reinen Lyrikaccount. Unter @k.b.lyrik kann man weitere Werke von mir finden. In Zukunft will ich auch einen blog beginnen. Instagram hat mich bestärkt. Ob ein soziales Medium wirklich die richtige Plattform für uns ist, hängt von uns ab : Es ist immer das, was wir daraus machen.

Weitere lyrische Accounts gefällig?
Sie und viele andere ebnen Gedichten den Weg aus dem Nischendasein:
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@versemacherin
@kursives_ich
@zellteilung
@einhornverleih
@nachtschichtgedanken
@klaus.sunrise
@miasraum
@little_summer_poems
@gedankentreiber
@metaphoria.art
@getrocknete.tinte

u.v.m.
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