Sport und Unterhaltung satt - das war der K + K Cup 2020

Philipp Hartmann gewinnt in der Phonewertung mit dem Motto "Helene Fischer". Foto: Mark gr. Feldhaus

Ein Highlight vorweg: das legendäre Kostümspringen am späten Samstagabend garantiert eine ausverkaufte Münsterlandhalle und stimmungsvolle Unterhaltung.

Schimmerndes Rot, blonde Mähne, auf Händen getragen – Helene Fischer hat Konkurrenz bekommen beim K+K Cup in der Halle Münsterland und das gleich doppelt. Springreiter Philipp Hartmann (Münster) nahm sich Deutschlands Schlagerstar zum Vorbild im  Punktespringen mit Kostümwertung und ließ nichts aus. Weder ein Tanzensemble (in westfälisch-pragmatischer Version), noch einen hautengen Dress und weil man sich nicht zeitgleich auf Händen tragen lassen kann und im Sattel von Carl sitzen, holte sich der Profi noch ein Double dazu. Selbiges geriet „außer Rand und Band” und sprang sogar selbst über Hindernisse – ob die echte Helene das auch kann? Diese Show kam mächtig gut an, bis 109 Dezibel schoss der Applausometer in die Höhe – Sieg in den Publikumswertung.

Sportlich glänzte eine Amazone: Katharina von Essen (Havixbeck-Hohenholte) mit der acht Jahre alten Stute Hella Bella. Beide holten in der Punktespringprüfung Kl. S 54 Punkte in 40,85 Sekunden und verblüfften als Paar ganz in Grün und Gelb. Katharina und die Fuchsstute erschienen von Kopf bis Fuß/ Huf bemalt als John Deere. Die US-amerikanische Landtechnik-Marke hätte ihre helle Freude an diesem Duo mit den typischen Streifen und Griffen gehabt.

Sagenhaft einfallsreiche Kostüme präsentierten die 15 Teilnehmer des kultigen Springens: Pferd und Reiter als Drachen (Paul Ripploh) oder Ingrid Klimke mit Riesengefolge in Kuhkostümen als Heidi im Sattel von Weisse Düne. Dabei erinnerte die Clarimo-Tochter verdächtig an die berühmte „lila Kuh”, während die Europameisterin sich ins knappe Dirndl geworfen hatte. Die K+K Cup-Besucher brauchten Taschentücher, um sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen und keiner weiß so ganz genau wie lange die Pferdewäsche hinterher gedauert haben mag. Die kunstvolle Bemalung war allein schon absolut sehenswert.

 
Korrekt ausstaffiert zeigten sich die Reiter in allen anderen Prüfungen und überzeugten Publikum und Richter allein mit sportlichen Leistungen. Allen voran Andres Vereecke

Es ist sein erster Start in Deutschland und beim K+K Cup in Münster sowieso und der wurde am Samstag vom Sieg im Championat von Münster gekrönt. Der erst 23 Jahre alte Andres Vereecke aus Belgien gewann mit dem 13 Jahre alten Wallach Igor vd Wittemoere in 36,54 Sekunden im Stechen diese zweite Qualifikation zum Großen K+K Preis am Sonntag.

„Ich finde es super hier, eine tolle Atmosphäre und so viele Leute”, schwärmte der junge Belgier, der mit seinen Eltern und seinem Onkel nach Münster gekommen war. „Wir haben auch viele Turniere in Belgien, aber dabei sind auch viele ohne Zuschauer”, so Vereecke, “Ich finde es schön, wenn man vor Publikum reiten kann. Und hier sind die Zuschauer sehr fair, die freuen sich mit einem.” Die beherzte Runde des 23-jährigen kam riesig gut an und wurde noch in der Siegerehrung mit großem Beifall bedacht. Lohn der klugen Runde war ein nagelneuer Mitsubishi. Wer den jetzt fahren darf? Eltern, Onkel oder Reiter? Vereecke: „Ich glaub, wir werden uns da einigen.”

Bester Deutscher auf Platz zwei wurde Jan Wernke aus Holdorf mit seiner Spitzenstute Queen Mary. Die Holsteiner Pferdedame hatte ihrem Reiter bereits am Freitagabend Platz zwei in der ersten Qualifikation beschert. „Im Großen Preis ist Quebec dran, das habe ich heute entschieden”, so Wernke, „und Queen Mary darf den freien Sonntag genießen.” Erst vor drei Jahren startete Wernke erstmals in Münster beim K+K Cup und findet es so wie Andres Vereecke – einfach prima. Platz drei sicherte sich ein Reiter aus Luxemburg, der 29 Jahre alte Victor Bettendorf, der Chactus, das Pferd seines Chefs Hans Helmut Bauer auf Platz drei pilotierte. Er war der erste Reiter mit ganz fehlerfreier Runde im Stechen und ritt nicht auf die Hunderstelsekunde alles heraus. Chactus wird auch im Großen K+K Preis zum Einsatz kommen. Der Name Bettendorf ist jedenfalls noch ein bisschen bekannter in Münster – Charlotte Bettendorf, die große Schwester, gewann im August 2019 beim Turnier der Sieger den Großen Preis.

Sieg Nr. 37 – der Reit- und Fahrverein Gustav Rau Westbevern gewinnt Wanderstandarte der Stadt Münster
Genannt wird der Wettkampf nur „Bauernolympiade”, offiziell ist es der Karl-Gessmann-Gedächtnispreis und in dem geht es um die Wanderstandarte der Stadt Münster. Diese Standarte hat theoretisch einen festen Platz beim RV Gustav Rau Westbevern. 2020 holte sich der Verein die Standarte mit einem „Siegeszug” zurück: Teilprüfung Dressur gewonnen, Teilprüfung Mannschaftskür gewonnen und Teilprüfung Springen gewonnen – mehr ging nicht. „Ich habe halt das Glück erfahrene Reiterinnen und gute Pferde dabei zu haben”, sagt Mannschaftschefin Tanja Alfers bescheiden. Simone Baune, Kathrin Kolkmann, Sabine Schulze Beckendorf, Christian Schulze Topphoff, Karin Schulze Topphoff und Nina Stegemann zählten zum siegreichen Team, das vor allem auch mit einer hervorragenden Mannschafts-Dressurkür Kl. A beeindruckte.

Grand Prix für Dorothee Schneider und Faustus
Während es in der Halle Münsterland um Zentimeter und Sekunden ging, fiel in der Messehalle Nord die erste Entscheidung im LVM Dressurchampionat 2020: Mannschafts-Olympiasiegerin Dorothee Schneider aus Framersheim gewann mit Faustus den Grand Prix de Dressage. Schneider und der jetzt zwölf Jahre alte Hannoveraner kamen auf 76,52 Prozent und verwiesen damit Kaderkollegin Ingrid Klimke (Münster) und ihren Franziskus beim „Heimspiel” auf den zweiten Rang. Jil-Marielle Becks (Grevenbroich) und Damon`s Satelite eroberten Platz drei und erst dahinter folgte die in den Dressur-Circuit zurückgekehrte Kristina Bröring-Sprehe mit Destiny OLD. Bröring-Sprehe, die 2019 erstmals Mutter wurde, hatte sich rar gemacht im Dressursport und ist jetzt voller Elan zurück.

Die "Bauernolympiade" mit 14 teilnehmenden Teams ist ein Highlight des K+K Cup in Münster. (Foto: Fotodesign Feldhaus)
Andres Vereecke aus Belgien gewann mit Igor gleich beim ersten Start das Championat von Münster. (Foto: Fotodesign Feldhaus)
Dorothee Schneider gewinnt mit Faustus den Grand Prix Special. Foto: Mark gr. Feldhaus

Finaltag – Springtrophäe erneut nach Belgien

Zwei junge Belgier hatten die Nasen vorn im Großen K+K Preis und verantwortlich dafür ist eigentlich Peter Weinberg: Sowohl der 22-jährige Andres Vereecke, als auch der 21 Jahre junge Gilles Thomas aus Belgien waren zum ersten Mal in Münster, fanden es „wirklich toll hier” und belegten Platz eins und zwei im Großen Preis – Vereecke erneut mit Igor, Gille Thomas mit der zehn Jahre alten Casall-Tochter Calleryama. Belgiens Nationaltrainer Peter Weinberg (Herzogenrath) hatte den Nachwuchsreitern empfohlen, im Januar in Münster zu starten.

Vereecke hatte ja bereits das Championat von Münster 24 Stunden zuvor mit Igor vd Wittemoere gewonnen und wiederholte den Triumph nun auch im Großen K+K Preis. Dabei übertrumpfte er sogar seinen Vater Koen, der Elfter wurde und vor Stolz auf seinen Sohn fast „platzte”. Erstaunlich ist die Geschichte von Igor. Das Pferd entdeckte der Onkel von Koen Vereecke als Jährling, zusammen mit einem zweijährigen Bruder auf einem belgischen Pferdemarkt und bezahlte gerade mal 750 Euro. „Das war der günstigste Einkauf überhaupt”, lachte Vereecke. Igors Bruder Hassan geht in 1,60 Meter-Prüfungen, der „kleine” Bruder dürfte mittlerweile sehr viel teurer geworden sein…

Bester Deutscher im traditionsreichen Großen Preis in der Halle Münsterland wurde der 21-jährige Philipp Schulze Topphoff aus Havixbeck mit Concordess NRW. „Das Pferd hat manchmal einen eigenen Kopf, aber wenn man diesen Kopf auf seine Seite bekommt, dann geht es richtig gut”, sagt der 21-jährige über die westfälische Schimmelstute. Dritter im Großen Preis, das sei schon eine richtig große Sache, räumte der „Lokalmatador” breit lächelnd ein.

Während es in der Halle Münsterland um hoch, weit, breit und schwer im Parcours ging, gewann Dorothee Schneider in der Messehalle Nord die zweite Prüfung des LVM Dressurchampionats, die Grand Prix Kür. Fohlenhof`s Rock`n Rose bescherte der Mannschafts-Europameisterin den zweiten großen Erfolg des Tages. Schneider konnte bereits den Grand Prix Special am Vormittag mit Faustus gewinnen.

„Stabil gut”, so klassifizierte Oliver Schulze-Brüning den K+K Cup 2020. Die Besucherzahlen seien mit rund 30.000 Zuschauern gleichbleibend geblieben. Ganz generell war Schulze-Brüning auch mit den Abläufen in der Organisation zufrieden, im Hinterkopf habe sich aber schon auch die eine oder andere Idee für 2021 festgesetzt. Zwei Teilnehmer meldeten auch bereits Interesse an Startplätzen an. Sowohl Andres Vereecke als auch Gilles Thomas bedankten sich artig bei Turnierchef und merkten an, dass sie sich sehr freuen würden, wenn sie wieder starten dürften…. 

Der Sieger des Großen K+K Preis Andres Vereecke aus Belgien! Foto: Mark gr. Feldhaus