Chalets in Hafling bei Meran (Foto: Alex Filz)

In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der buchbaren Chalets in Südtirol mehr als verdoppelt. Über 250 der gefragten Unterkünfte gibt es derzeit, Tendenz steigend. Der geneigte Urlauber kennt die Luxusdomizile als eigenständige Chalets oder als Erweiterung bestehender Hotels.

Und genau diese Erweiterung hat Ende des Jahres im Hotel Viertler Hof in Hafling oberhalb von Meran stattgefunden. Stefan Reiterer, Hotelier in dritter Generation, hat mit dem Mut des jungen Wilden (er ist Jahrgang 1995) viel Geld in die Hand genommen und u. a. in den Bau von drei Chalets mit je zwei Wohneinheiten investiert. Im Interview erzählt er mir sein Warum und was es für sein Haus, die Gäste und die Zukunft der Hotellerie bedeutet.

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Warum, Stefan?

„Die Gäste wollen einfach mehr Raum für sich haben. Ich weiß nicht, ob es noch mit Corona zusammen hängt, aber Exklusivität und Privatsphäre sind sehr wichtig geworden. Rund 30% der neuen Hotelprojekte in Südtirol integrieren mittlerweile Chalets in ihre Planungen. Das zeigt, dass sowohl Investoren, als auch wir Hoteliers das Potenzial erkennen und die Nachfrage natürlich gerne bedienen, wenn es eben möglich ist. Die Urlaubstage sind zu kostbar, um zu viele Kompromisse zu machen. Und genau da setzen wir mit unserem noch neuen Angebot an. Die Chalets sind luxuriöse Rückzugsorte mitten in der Natur mit allem Komfort, den unser Hotelalltag bietet, wenn er denn gewünscht ist.“

Bei allem Fokus auf den Gast, was bedeutet die Integration der Chalets in den laufenden Hotelbetrieb und die Wirtschaftlichkeit deines Unternehmens?

„Tatsächlich buchen Gäste in den Chalets tendenziell längere Aufenthalte. Weniger Gästewechsel macht den Betrieb effizienter. Hinzu kommt, dass Chalets oft autonomer genutzt werden. Und natürlich ist das Chalet teurer als ein normales Hotelzimmer. Somit erhöht sich der Umsatz pro Einheit. Wir sprechen mit unseren Chalets den zahlungskräftigen Gast an, der bereit ist für Privatsphäre und besondere Annehmlichkeiten zu bezahlen. Wir haben somit unsere Zielgruppe erweitert, haben viele unterschiedliche Gäste und erleben so Tag für Tag neue Gastkonstellationen und fast nebenbei reduziert sich das Risiko, dass bestimmte Zimmerkategorien frei bleiben.“

Was sind weitere Herausforderungen für dich als Hotelier; neben der Investition?

„Da auch die Zimmer bei uns im Haupthaus alle mit hohen Standards ausgestattet sind, kennen wir uns aus mit einer sorgfältigen Wartung und die zusätzlichen Betriebskosten waren für uns keine Überraschung.

Ganz besonders wichtig für die Chalets ist das Marketing. Die individuelle Zielgruppe herauszufinden braucht ein bisschen. Mittlerweile wissen wir, dass unsere Chalet-Gäste Einzigartigkeit, Exklusivität, Privatsphäre und die Verbindung zur Natur suchen. Nicht zu vergessen Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Die verbauten Materialien sollen nachhaltig sein, umweltschonende Praktiken sind erforderlich und Zertifizierungen quasi ein must have.“

Und was suchen die Stammgäste vom Viertler Hof?

„Vieles verbindet all unsere Gäste: Die Suche nach Erholung, unsere wundervolle Natur, der Wunsch nach gutem Service und sehr leckerem Essen. Aber die Gäste unserer Zimmer haben untereinander mehr Kontakt. Einige suchen das Gespräch am Nachbartisch, andere freuen sich auf die wöchentliche Hotelwanderung und wieder andere sind auch hier für sich oder als Familie. Es ist so individuell und jeder Tag ist voll von spannenden Herausforderungen und größtenteils wunderbaren und gern gesehenen Gästen.“

Wo siehst du die Zukunft der Hotellerie?

„Nach wie vor ungebrochen ist der Wellness-Trend, der wird sicherlich noch bleiben. Ich könnte mir Workations oder allgemein längere Aufenthalte vorstellen, in der digitalen Arbeitswelt verschwimmen oft die Grenzen zwischen Arbeit und Urlaub. Warum nicht beides verbinden?

Ich bin ziemliche sicher, dass der Chalet-Markt bei uns in Südtirol weiter wachsen wird. In Kombination mit individuellen Urlaubserlebnissen, gerne naturnah. Die zentralen Themen werden sein: Nachhaltigkeit, personalisierte Gästebetreuung, Digitalisierung, Luxus, Kulinarik, und Wellness.“

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Wer den Viertler Hof und seine zahlreichen Vorzüge kennenlernt, wird zustimmen, dass schon ganz bald aus Chaletneulingen die Stammgäste von morgen werden …

"Die Gäste in unseren Chalets sehe ich oft nur zum Essen"

Stefan Reiterer führt den VIERTLER HOF in Hafling in dritter Generation. Ende 2023 investierte er in den Ausbau des Traditionshauses und den Neubau der Chalets. Er ist sich sicher, dass der Urlaub im Chalet nicht nur ein Trend ist. "Privatsphäre und Exklusivität sind den Gästen sehr wichtig geworden. Genau das bieten die Chalets. Die Annehmlichkeiten des Hotels in greifbarer Nähe, unsere herrliche Landschaft direkt vor der Chalettür."

Alle Fotos © Alex Filz