Nicht existenziell - ein Stempel für die Kultur?
„Musik und Kunst sind universelle Bedürfnisse“
Alexander Kalouti, Theater Dortmund
Hände waschen, desinfizieren, Abstand halten! Was so einfach klingt, stellt viele Branchen vor eine unüberwindbar scheinende Hürde; vor allem das Gebot des Abstands. Wenn zur Distanz nun noch das Prädikat „nicht existenziell“ kommt, schwinden die Aussichten auf ein rasches Ende der Krisenzeit.
Abgesagte Konzerte, geschlossene Museen und Theater, ausgesetzte Proben. So sieht es zu Coronazeiten aus in der Welt der schönen Künste und der Unterhaltung. Wer kann, präsentiert sich im Internet und hofft, weder für Zuschauer noch für Arbeitgeber, nicht in Vergessenheit zu geraten. Ein dankbares Publikum tut sein Übriges; unzählige Livestreams via Social Media erfahren derzeit einen regelrechten Boom und stellen kurzfristig eine Win-Win-Situation für alle dar. Ob das etwas mit Kultur zu tun hat, sei dahingestellt. Jeder kurzweilige Zeitvertreib wird gerne genommen und aktuell so gut wie nicht hinterfragt. Doch wie lange wird sich die Zwangspause für Kulturschaffende noch hinziehen?
Der Mikrobiologe Dr. rer. nat. Hartmut Krüpe-Silbersiepe schätzt die Aussichten so ein:
„Wichtig ist, dass alle Maßnahmen nur nach und nach gelockert werden. Es könnte fatale Folgen haben, alle Beschränkungen auf einmal aufzuheben. Somit wird es kein rasches _back to business_ geben. Es bleibt abzuwarten, an welcher Stelle unser System den Wiedereinstieg in ein öffentliches Leben beschreitet.
Zuallererst muss gelebt werden, will sagen, die existenziellen Branchen öffnen ihre Türen. Die Kultur gehört bei aller ihrer existenziellen Berechtigung für eine Gesellschaft nicht in erster Linie dazu. Somit ist meine Einschätzung, dass sich Kunst- und Kulturschaffende auf eine längere Auszeit einrichten müssen.
Sie werden, auch ich bedauere das sehr, abzuwarten haben, bis es an der Zeit ist, ihre Reichhaltigkeit wieder für alle lebbar und erlebbar zu machen. Die Dreigroschenoper lässt grüßen.“
Für kühle Köpfe eine verständliche, sicher realistische Einschätzung. Doch ist es das, was die Betroffenen hören wollen oder wissen sie es längst und richten sich darauf ein?
Alexander Kalouti, Pressesprecher vom Theater Dortmund, meint dazu:
„Das Spielen und Hören von Musik ist nicht nur ein nettes Hobby oder schöner Zeitvertreib. Musik und Kunst sind universelle Bedürfnisse. Keine Kultur ohne Musik und Kunst. Keine Zivilisation ohne Musik und Kunst. Was für ein tiefes Bedürfnis Musik für uns Menschen ist, zeigte eine der ersten Handlungen der Einwohner Kabuls, als sie im Herbst 2001 von dem Regime der Taliban befreit wurden. Die Taliban hatten unter ihrer Herrschaft Musik und das Musikmachen bei Todesstrafe verboten. Der BBC Reporter John Simpson, der die Flucht der Gotteskrieger aus Kabul damals vor Ort erlebte, berichtete von einer Grabesstille, die über der Stadt lag, als plötzlich als erstes Zeichen der wiedergewonnenen Freiheit, Musik aus den Wohnungen und Läden erklang.
Aus Sicht eines Mikrobiologen mögen kulturelle Aspekte unseres Zusammenlebens auf den ersten Blick nicht relevant erscheinen. Jedoch zeigt sich gerade in Krisen und nach Katastrophen, die enorme Kraft, die Musik und Darstellende Kunst spielen. Sie setzen Kräfte in uns allen frei, um eben jene Krisen und Katastrophen überhaupt zu bewältigen. Neben der Befreiung Kabuls denke man an die 7. Symphonie von Dimitrij Schostakowitsch, die als Zeichen des Widerstands der Leningrader Bevölkerung gegen die deutsche Einkesselung verstanden wurde. Nach dem Zusammenbruch Deutschlands im Mai 1945 gab es bereits am 6. Oktober die erste Vorstellung des Dortmunder Theaters.
Sicher benötigt man Medizin und Technik zur Heilung eines Körpers. Man kann nicht den Körper mit Kunst kurieren, aber man kann mit Sicherheit die Psyche mit Musik und Kunst wiederbeleben.“
Niemand kann vorhersehen, wie und über welchen Zeitraum Covid-19 uns noch beschränken wird. Mit Spannung bleibt abzuwarten, wie der Virus unsere Gesellschaft nachhaltig verändert. Renaissancen werden uns genauso überraschen wie vollkommen Neues in der virtuellen und realen Welt und es wird weitergehen; mit Kunst, Kultur und Mikrobiologie.
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Soviel an Expertenmeinungen. Doch wie sieht es die Gesellschaft? Passionierte Theatergänger, Konzertbesucher und Kulturenthusiasten halten sich mit dem Streamen von Konzerten oder virtuellen Rundgängen durch zahlreiche Museen bei Laune. Wie weit kann die digitale Welt hier einen Ausgleich schaffen und wird es auch auf längere Dauer eine befriedigende Lösung für die Betrachter jeglicher Kunstform sein?
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