Erneuerung und Freiheit interpretiert von großartigen Künstlerinnen – FANTASTISCHE FRAUEN in der Schirn

Remedios Varo
Frida Kahlo
Leonor Fini

Über zwei Jahre war Kuratorin Ingrid Pfeiffer mit der Vorarbeit zur Ausstellung FANTASTISCHE FRAUEN beschäftigt. Der Aufwand hat sich gelohnt. 

Obwohl die Vorzeichen durch die Corona Pandemie schlecht standen, konnte die Ausstellung im Mai 2020 eröffnet werden. Würden die gezeigten Künstlerinnen noch leben, hätten sie aktuell wohl jede Menge neues „Futter“ für ihre fantastisch fantasievollen Interpretationen der Gesellschaft. 

Surrealismus – reine Männersache?

Nicht für die Kuratorin. In ihrer virtuellen Führung durch die Ausstellung sagt Ingrid Pfeiffer: „Surrealismus ist nicht die Kunst lüsterner Männer, er ist eine Freiheitsbewegung.“ Und genau diese Freiheit nahmen sich die charismatischen Frauen Anfang der Dreißiger Jahre auf unterschiedlichste Weise. 

Leonor Fini und das neue Frauenbild

Eine besondere Faszination übt dabei Leonor Fini aus. Die italienische Künstlerin nahm sich selbst die Freiheiten, die sie in ihren Werken zum Ausdruck brachte. Nicht nur, dass sie die Geschlechterrolle oft umkehrte, indem männliche Akte ihre Bilder prägten, auch im richtigen Leben erlaubte sich die mutige, schöne Frau einen jüngeren Liebhaber und einen älteren ebenso – gleichzeitig. Sie verstand es , das Frauenbild zurecht zu rücken und damit Augen zu öffnen gegen männliche Ignoranz und für weibliche Möglichkeiten. Ihr Talent brachte Fini später an Theater, Ballett und Oper ein. Bühnenbild und Kostüme trugen ihre Handschrift und bekannte Werke, darunter Wagners THANNHÄUSER, wurden von ihr für die Bühne adaptiert. 

Frida Kahlo als Ikone der Dreißiger

Größte Bekanntheit unter den Künstlerinnen jener Zeit genießt Frida Kahlo. Ihre Kunst sei Surrealismus pur, behauptete André Breton schon damals. Wobei sich die Mexikanerin selbst nicht als Surrealistin bezeichnete. Doch ihre Werke beeindrucken bis heute und verzaubern den Betrachter im Flug und nehmen ihn mit auf eine inspirierende Reise mitten in ein Geflecht aus Utopie, Wunschdenken und Freiheit. Um ihn im nächsten Augenblick hineinzuziehen in die Missstände der damaligen Zeit. Vor allem die Veränderung der Umwelt war Kahlo ein Anliegen.

Bei einer Ausstellung 1939 in Paris lernte sie einige Künstlerinnen der aktuellen Ausstellung kennen. Freundschaften entstanden und Mexico wurde – natürlich auch durch politische Umstände – zum „place to be“ für u.a. Remedios Varo und Leonora Carrington.

Ein Ausnahmetalent: Remedios Varo

Als eine Klasse für sich lassen sich die Werke von Remedios Varo bezeichnen. Sie sind malerische Kunstwerke im klassischen Sinn. Und auch inhaltlich zeigen sie sich als äußerst spannend. Als große Visionärin zeigen ihre Werke mittelalterliche Szenen gepaart mit einer Art übernatürlichem Wissen. Sie lässt neue Wesen entstehen und führt gleichzeitig in eine Welt, die längst vergessen schien und doch bisher noch nicht da ist. Im wahrsten Wortsinn: unglaublich. 

Foto, Film und Fazit

Neben der Malerei runden Lee Miller als Fotografin und Germaine Dulac als Filmemacherin die Ausstellung ab und zeigen so zwei moderne Medien der damaligen Zeit als Vermittler zwischen Traum und Realität. 

Unser Fazit: FANTASTISCHE FRAUEN ist überraschend vielseitig und wunderbar weiblich mit harten Zügen in ihren federleichten Visionen. Und: Inspirierend für Männer. 

"Surrealismus ist eine Geisteshaltung."