Es wurde Zeit – für das LIVE-Erlebnis
Umkämpft war das Datum 1. September 2020 zum Spielbeginn mit Corona. Es hat funktioniert; der Vorhang öffnete sich im Dortmunder Opernhaus. Die Verantwortlichen hatten alles gegeben. Und das Publikum? Es war gekommen und bescherte ein „ausverkauftes“ Haus – ein Drittel der ursprünglichen Kapazität.
„Es ist klar, dass das außerhalb jeder Wirtschaftlichkeit liegt, aber es geht darum zu spielen, wieder auf der Bühne zu stehen.“ So erklärt Pressesprecher Alexander Kalouti das neue AUSVERKAUFT. Dieses Konzept gilt zunächst bis Ende Oktober, dann wird neu entschieden oder es geht in die Verlängerung. „Es hilft nichts, wir gehen mit und handeln entsprechend“, ergänzt Kalouti.
Das dankbare Publikum nimmt die Maßnahmen mehr oder weniger geduldig hin und beugt sich den neuen Regeln eines Theaterbesuchs. Kontaktdaten händisch hinterlassen, Mund-Nasen-Schutz bis zum Sitzplatz tragen und Abstand halten. Für die meisten ohnehin zum Alltag geworden. Die Atmosphäre im Saal dagegen alles andere als alltäglich. Jede zweite Reihe bleibt leer. In den anderen Reihen wechseln sich zwei zu besetzende Plätze mit zwei unbesetzten ab. Fremde sitzen nicht nebeneinander. Das Personal trägt ebenfalls einen MNS und weist auf mehrere Desinfektionsmittelspender hin. Die Vorstellung darf höchstens 80 Minuten dauern. Eine Pause gibt es nicht. Catering natürlich auch nicht. Die Besucher haben viel Platz im Foyer; keine große Sache, sich an den Mindestabstand zu halten. Eher zögerlich entstehen Gespräche. Gesittet begibt sich jeder zu seinem Platz. Unerwünschte Nähe entsteht, wenn Plätze in der Sitzreihe belegt sind und Neuankömmlinge passieren müssen um zu ihren Sitzen zu gelangen. Zwar auch ohne Corona kein Vergnügen, aber hier zeigt sich deutlich: Corona macht menschenscheu.
Dann geht es endlich wieder los. Musik, Gesang, Tanz. Der Auftakt 2020 gelingt. Verantwortliche, Sänger, Tänzer und Musiker sind gerührt, begeistert – ja, selig. Die Freude über das handverlesene Publikum ist groß und ehrlich. Sie kommt aus tiefstem Künstlerherz und die Magie des Theaters bricht sich Bahn. Tatsächlich füllen die knapp 260 Zuschauer den Raum mit positiver Energie und Hochachtung vor vorbildlichem Engagement und genialer Kreativität. Da ist es wieder, das Fieber auf und vor der Bühne. Keiner hat vergessen, was die Kunst vermag. Sie berührt die Seele und betört vielleicht selbst die Pandemie, denn sie wird die nächste Zeit wohl ein Dauergast im Zuschauerraum des kulturellenLebens bleiben.
Es wird Zeit für Theater!