Die Geschichte Lissabons ist eine faszinierende Mischung aus Mythen, Eroberungen und kulturellen Einflüssen, die die pulsierende Hauptstadt Portugals geformt hat.
Eingebettet entlang der malerischen Ufer des majestätischen Flusses Tejo, hat diese Stadt im Laufe der Jahrhunderte eine reiche und komplexe Geschichte erlebt. Die Wurzeln von Lissabon reichen weit zurück in die Antike, als es von den Phöniziern besiedelt wurde. Später fiel es unter die Herrschaft der Römer, die sie zu einem wichtigen Handelszentrum machten.
Das goldene Zeitalter Lissabons begann im 15. Jahrhundert, als portugiesische Entdecker wie Vasco da Gama und Ferdinand Magellan von hier aus aufbrachen, um die Welt zu erkunden. Die Entdeckung des Seewegs nach Indien und die Gründung eines globalen Handelsnetzwerks brachten der Stadt Reichtum und Ansehen. Unter der Herrschaft von König Manuel I. erblühte Lissabon zu einer Metropole des Handels, der Künste und der Wissenschaften.
Das große Erdbeben
Am 1. November 1755 wurde Lissabon von einem verheerenden Erdbeben erschüttert, gefolgt von einem tödlichen Tsunami und verheerenden Bränden, die große Teile der Stadt zerstörten.
Alles begann früh am Morgen, als die Einwohner von Lissabon sich auf den Weg zu den Kirchen der Stadt machten, um Allerheiligen zu feiern. Plötzlich, gegen 9:40 Uhr, bebte die Erde mit einer unvorstellbaren Intensität. Gebäude stürzten ein, Straßen rissen auf und Menschen schrien in Panik. Das Erdbeben, das sich auf der Richterskala zwischen 8,5 und 9,0 befand, dauerte mehrere Minuten und verursachte verheerende Zerstörungen in der gesamten Stadt. Die Kirchgänger deuteten als Zeichen Gottes und rannten um ihr Leben in Richtung des vermeintlich sicheren Tejo.
Doch das war nur der Anfang des Unglücks. Wenige Minuten nach dem Erdbeben wurde Lissabon von einem gigantischen Tsunami heimgesucht. Der Meeresboden vor der Küste war abgesackt und massive Wellen stürzten über die Ufer des Tejo und fegten über die Stadt.
Infolge des Erdbebens breiteten sich zahlreiche Brände aus, die ganze Viertel in Flammen setzten. Die engen Gassen der Altstadt verwandelten sich in ein Inferno, während die Menschen verzweifelt versuchten, sich vor dem Feuer in Sicherheit zu bringen.
Diese Naturkatastrophe und ihre Folgen kosteten schätzungsweise zwischen 30.000 und 40.000 Menschen das Leben und zerstörten einen Großteil der Stadt. Die Auswirkungen reichten weit über Lissabon hinaus und beeinflussten die gesamte westliche Welt. Es wurde zu einem Symbol für die Unberechenbarkeit der Natur.
Dieser tragische Tag markiert einen Wendepunkt in der Geschichte von Lissabon und bleibt bis heute in den Köpfen der Menschen als eine der größten Naturkatastrophen in der Geschichte Europas verankert.
Demokratie in Lissabon
Trotz der Zerstörung gelang ein Wiederaufbau. Im 20. Jahrhundert erlebte Lissabon politische Umwälzungen, darunter die Nelkenrevolution von 1974, die das Ende der autoritären Estado Novo-Diktatur markierte und Portugal in die Demokratie führte.
Heute ist Lissabon eine pulsierende Metropole, die ihre reiche Geschichte mit modernem Flair verbindet. Die engen Gassen des historischen Alfama-Viertels, die majestätischen Türme des Belém-Bezirks und die lebendige Atmosphäre der Bairro Alto sind nur einige der Schätze, die Besucher in dieser bezaubernden Stadt entdecken können. Von den gepflasterten Straßen bis zu den pulsierenden Cafés am Ufer des Tejo strahlt Lissabon eine zeitlose Schönheit und einen unwiderstehlichen Charme aus, der Besucher aus aller Welt anzieht und fasziniert.
Vier Tage Städtetour durch Lissabon
Tag 1: Um einen ersten Überblick zu bekommen, bieten sich die Plätze der Stadt bestens an. Beginnend am Martim Moniz, über den Rossio-Platz bis hin zum Praça do Comércio mit seinem majestätischen Triumphbogen und einem ersten Blick auf den Tejo. Lissabon ist sehr bergig und bietet mit seinen zahlreichen Miradouros (Aussichtsterrassen) immer wieder Gelegenheit zur Orientierung von oben.
Tag 2: Eine Fahrt mit der Electrico 28 ist eine großartige Möglichkeit, die Stadt zu erkunden und gleichzeitig die historische Atmosphäre und den Charme der alten Straßenbahnen zu erleben. Prazeres ist die Endstation der 28 in westlicher Reichtung und dort wartet gleich eine weitere Sehenswürdigkeit: Lissabons berühmtester Friedhof. Der Cemitério dos Prazeres ist nicht nur eine letzte Ruhestätte für viele bedeutende Persönlichkeiten Portugals, sondern auch ein beeindruckendes Beispiel für die Architektur und die historische Bedeutung von Friedhöfen. Der Cemitério dos Prazeres erstreckt sich über einen Hügel im Viertel Campo de Ourique und bietet einen spektakulären Blick auf die Stadt Lissabon. Er wurde im 19. Jahrhundert eröffnet und ist von majestätischen Mausoleen, Statuen und Grabsteinen gesäumt, die die Geschichte und Kultur Portugals widerspiegeln.
Vom Friedhof in Richtung Tejo liegt die lengendäre LX Factory. Ursprünglich eine industrielle Anlage, die für die Produktion von Textilien genutzt wurde, hat sich die LX Factory zu einem lebendigen Viertel entwickelt, das Kunst, Kultur, Gastronomie und Unterhaltung vereint. Hier finden regelmäßig Kunstausstellungen, Live-Musik-Events, Theateraufführungen, Workshops und Festivals statt. Besucher können durch die Gassen schlendern und zeitgenössische Kunstwerke bewundern, in den Vintage-Läden stöbern oder in den gemütlichen Cafés und Restaurants entspannen.
Zwischen der LX Factory und dem Stadtzentrum liegt der Stadtteil Santos. Santos ist ein lebendiges Viertel, das eine Mischung aus alten und neuen Elementen bietet. Die engen Gassen sind gesäumt von historischen Gebäuden, traditionellen Restaurants, Kunstgalerien, Bars und Cafés. Hier finden Sie auch einige der besten Beispiele für die traditionelle portugiesische Architektur, darunter prächtige Paläste und Herrenhäuser. Am späten Nachmittag empfiehlt sich ein Besuch beim Elevator de Santa Justa. Auch als Elevador do Carmo bekannt, ist er ein architektonisches Juwel in Lissabon und eine der markantesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Dieser Aufzug wurde vom portugiesischen Ingenieur Raoul Mesnier du Ponsard entworfen und im Jahr 1902 eröffnet.
Der Elevador de Santa Justa befindet sich im Herzen der Altstadt von Lissabon, in der Nähe des Stadtteils Baixa und verbindet die Unterstadt mit dem höher gelegenen Viertel Chiado. Er wurde ursprünglich erbaut, um den Passagieren einen schnellen und bequemen Weg zu bieten, um die steilen Hügel der Stadt zu überwinden.
Was den Elevador de Santa Justa besonders macht, ist seine elegante neugotische Architektur, die von Gusseisenstrukturen und dekorativen Verzierungen geprägt ist. Der Aufzug ist mit filigranen Bögen, gotischen Türmchen und verzierten Aufzugskabinen versehen, die ihn zu einem wahren architektonischen Meisterwerk machen.
Ein Highlight des Elevador de Santa Justa ist die Aussichtsplattform in der obersten Etage, von der aus Besucher einen spektakulären Panoramablick über die Dächer von Lissabon genießen können. Insidertipp: Wer nicht lange Anstehen möchte, sucht die etwas versteckte Treppe hinter dem Aufzug.
Von hier aus sind es nur ein paar Schritte zur nächsten Attraktion: das Kloster Convento do Carmo.
Das Convento do Carmo wurde im 14. Jahrhundert von der Karmeliterorden erbaut und war über Jahrhunderte ein bedeutendes religiöses Zentrum in Lissabon. Im Jahr 1755 wurde das Kloster jedoch durch das verheerende Erdbeben, das die Stadt erschütterte, schwer beschädigt. Der Großteil des Gebäudes wurde zerstört, einschließlich des Dachs und der Gewölbedecken.
Seitdem steht das Convento do Carmo als Ruine und dient als faszinierendes historisches Denkmal. Trotz des Fehlens eines Dachs beeindruckt das Kloster immer noch durch seine gotische Architektur und seine monumentale Präsenz. Die Ruinen des Klosters sind von einer atmosphärischen Schönheit geprägt und bieten den Besuchern die Möglichkeit, in die Geschichte von Lissabon einzutauchen und die Auswirkungen des Erdbebens von 1755 zu verstehen.
Tag 3: Nach einem kurzen Besuch beim Time Out Market bietet sich eine Überfahrt mit der Fähre vom Cais Sodre nach Almada am anderen Tejo Ufer. Vorbei am spektakulären Ponto Final (unser Titelbild) befindet sich dort auf einem Hügel das Jesus Denkmal Cristo Rei. Das Denkmal stellt Jesus Christus dar, der mit ausgebreiteten Armen über die Stadt Lissabon und den Fluss Tejo blickt.
Von hier aus geht es mit dem Auto (Uber oder Bolt) über die Brücke des 25. April; die kleine Schwester der Golden Gate Bridge. Sie ist eine der längsten Hängebrücken Europas und gilt als Wahrzeichen der Demokratie, denn ihren heutigen Namen bekam sie nach der Nelkenrevolution am 25. April 1974, die das Ende der Diktatur und den Übergang zur Demokratie markiert.
Weiter geht es von hier nach Belém. Der Torre de Belém und das bekannte Entdeckerdenkmal stehen nur wenige hundert Meter auseinander. Der Torre de Belém ist ein beeindruckender Verteidigungs- und Leuchtturm, der im 16. Jahrhundert am Ufer des Tejo errichtet wurde. Heute ist der Turm ein UNESCO-Weltkulturerbe und eine der meist besuchten Sehenswürdigkeiten in Lissabon.
Das Entdeckerdenkmal, Padrão dos Descobrimentos genannt, wurde im Jahr 1960 anlässlich des 500. Todestages von Heinrich dem Seefahrer, einem bedeutenden portugiesischen Entdecker, errichtet. Das Denkmal besteht aus einer riesigen Steinplattform in Form eines Schiffsbuges, auf dem sich eine Skulptur von Heinrich dem Seefahrer befindet, der von weiteren bedeutenden portugiesischen Entdeckern und Forschern umgeben ist. Das Entdeckerdenkmal ist ein Symbol für Portugals einflussreiche Rolle während des Zeitalters der Entdeckungen und ein Tribut an die Tapferkeit und den Pioniergeist der portugiesischen Seefahrer.
Tag 4: Heute gilt es den östlichen Teil Lissabons zu entdecken. Willkommen in Alfama, einem der ältesten und faszinierendsten Viertel von Lissabon! Hier, zwischen engen kopfsteingepflasterten Gassen und verwinkelten Wegen, liegt das Herz der portugiesischen Kultur und Geschichte. Vorbei am Pantheon, der Sé-Kathedrale bis hin zum Miradouro das Portas Sol.
Ein Besuch beim Castelo de São Jorge rundet den Besuch in Alfama ab. Majestätisch thront es auf einem Hügel im Herzen der Altstadt und bietet einen atemberaubenden Blick über die gesamte Stadt und den Fluss Tejo. Die Geschichte des Castelo de São Jorge reicht bis in die maurische Zeit zurück, als die Mauren die Iberische Halbinsel beherrschten. Das Schloss wurde im 11. Jahrhundert errichtet und diente zunächst als Festung zur Verteidigung der Stadt. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es mehrmals erweitert und umgebaut, wobei verschiedene Herrscher ihre Spuren hinterließen. Ein Höhepunkt des Besuchs ist zweifellos der Panoramablick von den Mauern des Schlosses aus. Von hier aus können Besucher die gesamte Stadt überblicken, von den engen Gassen der Altstadt bis hin zu den modernen Hochhäusern am Horizont.
Miradouros in Lissabon
Miradouros sind die atemberaubenden Aussichtspunkte oder Aussichtsterrassen, die in ganz Lissabon verstreut sind und den Besuchern spektakuläre Panoramablicke auf die Stadt und den Fluss bieten. Diese Aussichtspunkte sind nicht nur perfekte Orte, um Fotos zu machen, sondern auch um die Schönheit und den Charme von Lissabon in sich aufzusaugen.
Einer der bekanntesten (und der höchstgelegene) Miradouros ist der Miradouro da Senhora do Monte, der sich im Viertel Graça befindet. Von hier aus haben Sie einen atemberaubenden Blick über die Dächer von Lissabon, den Tejo und das Schloss São Jorge.
Ein weiterer beliebter Aussichtspunkt ist der Miradouro de Santa Catarina, auch bekannt als Miradouro do Adamastor. Dieser Aussichtspunkt im Viertel Bairro Alto bietet einen herrlichen Blick auf den Tejo und die Ponte 25 de Abril, die an die Golden Gate Bridge in San Francisco erinnert.
Der Miradouro da Portas do Sol im Herzen des Alfama-Viertels ist ebenfalls einen Besuch wert. Von hier aus sieht man das malerische Alfama-Viertel mit seinen engen Gassen und den roten Ziegeldächern, während Fadoklänge in der Ferne ertönen.
Es gibt viele weitere Miradouros in Lissabon, die alle ihre eigenen einzigartigen Charme haben. Sie alle haben eins gemeinsam: Sie sorgen für Ruhe und Besinnung – und eine Extraportion Romantik bei Sonnenuntergang.
Do not miss: Pasteis de nata
Pasteis de Nata sind eine der köstlichsten und berühmtesten portugiesischen Süßspeisen. Diese kleinen, cremigen Törtchen haben eine zarte, knusprige Kruste und eine wunderbar cremige Füllung, die mit einer Karamellkruste gekrönt ist. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil der portugiesischen Küche und ein absolutes Muss für jeden Besucher, der die kulinarische Vielfalt Lissabons entdecken möchte.
Einige der besten und bekanntesten Orte, um sie zu probieren, sind die Pastelarias in den Vierteln Belém und Baixa. Diese Cafés sind berühmt für ihre handgefertigten Törtchen, die nach alten Rezepten zubereitet werden und einen unvergleichlichen Geschmack und eine cremige Textur bieten.
Ist Lissabon eine Reise wert?
Unbedingt!
Ein Besuch in Lissabon ist wie eine Reise in eine Welt voller Schönheit, Geschichte und Gastfreundschaft. Von den malerischen Gassen von Alfama bis zu den atemberaubenden Aussichtspunkten von Graça und den historischen Denkmälern von Belém gibt es in dieser Stadt so viel zu entdecken und zu erleben.
Die pulsierende Atmosphäre der Straßencafés und Bars, der Duft von gegrilltem Fisch und frisch gebackenem Brot, das lebhafte Treiben der Märkte und die beruhigenden Klänge von Fado-Musik – all das macht Lissabon zu einem einzigartigen und unvergesslichen Reiseziel.
Lissabon empfängt Besucher mit offenen Armen. Am Ende eines Tages kehrt man mit unzähligen Erinnerungen, neuen Eindrücken und einem Gefühl der Dankbarkeit zurück. Lissabon ist nicht nur ein Reiseziel, sondern ein Ort, der das Herz und Seele berührt. Adeus, Lisboa!