Der künstlerische Leiter von TANZ DER VAMPIRE im Interview
Aller guten Dinge sind drei. Nach den Darstellern Filippo Strocchi und Jonas Hein, hat sich auch der künstlerische Leiter von TANZ DER VAMPIRE unseren Fragen gestellt.
Ob im Publikum oder auf der Bühne, der österreichische Regisseur und Musicaldarsteller fühlt sich überall wohl. Momentan beherrscht Christian Stadlhofer die Ewigkeit in Oberhausen. Als künstlerischer Leiter der Produktion TANZ DER VAMPIRE schaut er regelmäßig die Show; vor und hinter den Kulissen. Vor nicht allzu langer Zeit war der Enddreißiger selbst Teil des blutrünstigen Ensembles in Stuttgart und Oberhausen. In der Rolle des Professor Abronsius wurde er zwar vor Bissen geschützt, der Magie der Vampire konnte er sich aber nicht entziehen. Im Interview verrät der charmante Mürztaler, wie sich die Zukunft des Musiktheaters gestalten lässt.
Herr Stadlhofer, könnten Sie jederzeit als Professor einspringen?
(Lacht) Damit droht man mir immer wieder. Ich glaube der Text sitzt noch, vor allem unter dem Einspringer-Adrenalin.
Was ist ein Worst-Case-Szenario während der Show?
Darüber zu sprechen, bringt Unglück.
Wie oft schauen Sie die Show?
Das ist ganz verschieden. Zusätzlich zum kompletten Show-Watch schaue ich manchmal auch nur einzelne Akte, oder einzelne Szenen, wenn z.B. ein Cover spielt oder wir an der Szene vorher gearbeitet haben. Irgendeinen Teil der Show sehe ich eigentlich jeden Tag live. Generell ist es mir wichtig, immer an unterschiedlichen Tagen zu schauen und wenn möglich mal von vorne, mal von weiter hinten, damit ich einen Eindruck bekomme was das gesamte Publikum erlebt.
Treffen Sie grundsätzliche Personalentscheidungen oder arbeiten Sie mit einer bestehenden Cast?
Unterschiedlich. Wir sind normalerweise in den Auditions mit dabei und sprechen bisweilen auch Empfehlungen aus. Aber die letzte Entscheidung liegt immer beim Kreativteam der jeweiligen Show.
Was beeinflusst die Wirtschaftlichkeit eines Stückes/Standortes?
Das ist eine sehr komplexe Frage, die man nicht knapp beantworten kann. Stück und Standort sind grundsätzlich dann wirtschaftlich profitabel, wenn genug Tickets verkauft werden. Und diese Verkaufszahlen unterliegen sehr vielen Einflüssen, von Werbung über z.B. Familientauglichkeit der Show hin zu so banalen Dingen wie dem Wetter.
Wie risikobereit ist die Branche? Auf Nummer sicher mit Klassikern und Disney-Produktionen oder überraschen mit neuen unbekannten Stücke?
Der gesamte Sektor des Live-Entertainments hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Es gibt meiner Meinung nach keine richtigen Sicherheiten mehr, auch nicht mit Klassikern oder Disney-Shows. Moderne Stücke haben durchaus Chancen und etablieren sich zurzeit vor allem in der Stadttheater- und Sommerfestspiellandschaft. Der subventionierte Bereich kann sich nach wie vor mehr Risiko erlauben. Dass Titel wie NEXT TO NORMAL, ADAMS FAMILY oder SPRING AWAKENING wiederholt in den Spielplänen auftauchen, stimmt mich aber zuversichtlich.
Welchen Stellenwert hat Social Media und wie wird sich die Branche in den nächsten Jahren verändern?
Wir haben meiner Meinung nach jahrelang versucht die Sozialen Medien als notwendiges Übel abzutun. Eigentlich sollten wir mutig sein und nach Konzepten und Ideen suchen diese Kanäle nicht nur als Werbefläche zu nutzen, sondern als neue „Spielstätten“ zu betrachten.
Hat Stage-Entertainment Konkurrenz?
Nun ja, mit HARRY POTTER bekommen wir einen sehr prominenten Nachbarn in Hamburg.
Sind Sie Angestellter des Hauses? Wie geht es für Sie nach der Schließung weiter?
Ich begleite die Vampire nach Stuttgart und bleibe für ein paar Wochen. Damit schließt sich für mich ein weiterer Kreis, worüber ich mich sehr freue. Danach verabschiede ich mich von der Show, mal sehen für wie lange. Man sagt ja: “Once a Vampire, always a Vampire”.
Wer sind die Shooting Stars der Branche?
Es gibt zum Glück inzwischen jedes Jahr neue vielversprechende Talente. Das Gefährliche am Shooting Star ist, dass er gerne auch sehr schnell wieder verglüht. In meinen Nachwuchsprojekten geht es mir vor allem darum nachhaltig zu arbeiten, und Talente so aufzubauen, dass sie langfristig Chancen haben, sich auf dem sehr hart umkämpften Arbeitsmarkt zu behaupten.